Was verdient ein Bauingenieur?
Das Bauingenieur-Gehalt in Deutschland betrug im Jahr 2016 laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung durchschnittlich 4.157 Euro brutto im Monat. Die Bundesagentur für Arbeit kommt in ihrer Erhebung in Form des Entgeltatlas für das Jahr 2017 allerdings auf einen deutlich höheren Wert, nämlich etwa 4.721 Euro brutto monatlich. Diese unterschiedlichen Werte beim Bauingenieur-Gehalt zeigen bereits deutlich, inwiefern solche Angaben tatsächlich immer nur Richtwerte sein können. Denn viele Gehälter, die nicht einheitlich über einen Tarif geregelt sind, können breite Schwankungen aufweisen, sodass es schwer ist, einen eindeutigen durchschnittlichen Lohn anzugeben.
Grundsätzlich sind Bauingenieure mit ihrem Beruf allgemein und ihrem Gehalt aber überdurchschnittlich zufrieden, wie die Studie der Hans-Böckler-Stiftung ebenfalls zeigt. Auf einer Skala von eins (gar nicht zufrieden) bis fünf (sehr zufrieden) gaben Bauingenieure ihre Zufriedenheit für ihre Arbeit mit 3,8 an und ihre Zufriedenheit mit ihrem Gehalt als Bauingenieur mit 3,2. Damit lagen sie über dem Durchschnitt aller Beschäftigten in Deutschland, der bei 3,6 für die Arbeits- und 2,8 für die Lohnzufriedenheit liegt. Positiv hervorzuheben ist außerdem, dass laut der Hans-Böckler-Stiftung im Jahr 2016 nur 7,2 Prozent aller Bauingenieure einen befristeten Arbeitsvertrag hatten. Die überwältigende Mehrheit, also 92,8 Prozent, war dagegen unbefristet beschäftigt.
Gehalt nach Tarifvertrag
In der Studie der Hans-Böckler-Stiftung gaben 45,4 Prozent der Befragten an, dass sie ihr Bauingenieur-Gehalt gemäß einem Tarifvertrag erhalten. Dabei kommen eine Reihe verschiedener Tarifverträge in Frage. Für viele Bauingenieur-Büros gilt beispielsweise der „Tarifvertrag für Architektur-, Ingenieur- und Planungsbüros“, der regelmäßig zwischen dem Arbeitgeberverband selbstständiger Ingenieure und Architekten (ASIA) einerseits und der Gewerkschaft ver.di andererseits ausgehandelt wird. Außerdem gibt es eine Reihe verschiedener firmeninterner Verträge, die für Beschäftigte in großen Unternehmen das Bauingenieur-Gehalt einheitlich regeln. Ein Beispiel ist etwa die Deutsche Bahn, die viele Ingenieure in Deutschland beschäftigt.
Schließlich ist natürlich noch der Tarifvertrag des öffentlichen Diensts relevant für das Gehalt als Bauingenieur. Er gilt für Angestellte, die sich mit Stadt- und Bauplanung oder umwelttechnischen Aspekten wie Hochwasserschutz beschäftigen. Je nachdem, ob diese beim Bund, den Ländern oder den Kommunen angestellt sind, gelten allerdings erneut eine Reihe verschiedener Tariftabellen für das Bauingenieur-Gehalt.
Generell zeigt die Studie der Hans-Böckler-Stiftung, dass die Bezahlung nach Tarifvertrag einen positiven Einfluss auf das Gehalt als Bauingenieur nimmt. Denn in Betrieben ohne tarifliche Bindung verdienten Bauingenieure 2016 durchschnittlich 3.807 Euro brutto im Monat, während der Bauingenieur-Verdienst in Unternehmen mit Tarifvertrag bei rund 4.648 Euro brutto lag. Damit war das Bauingenieur-Gehalt in Betrieben mit tariflicher Bindung um ganze 22 Prozent höher!
Wie hoch ist das Einstiegsgehalt vom Bauingenieur?
Das durchschnittliche Einstiegsgehalt als Bauingenieur beträgt laut der Hans-Böckler-Stiftung 3.450 Euro brutto im Monat. Eine weitere Orientierungshilfe für Dein Bauingenieur-Einstiegsgehalt ist der Tarifvertrag des ASIA und der Gewerkschaft ver.di, der genaue Gehaltsempfehlungen gemäß Qualifikation, Berufserfahrung und ausgeführten Tätigkeiten gibt. Als angehender Bauingenieur fällst Du dabei in der Regel in die Tätigkeitsgruppe T4, welche einen Hochschulabschluss voraussetzt, aber noch nicht die Ausführung besonders komplexer Aufgaben beinhaltet. In dieser Gruppe beträgt Dein Einstiegsgehalt als Bauingenieur im ersten Berufsjahr 3.162 Euro brutto im Monat. Dieses Bauingenieur-Einstiegsgehalt wird jedoch bereits im zweiten Jahr auf 3.225 Euro erhöht. Diese Angaben gelten allerdings nur, sofern Du als Bauingenieur in Orten mit 100.000 oder mehr Einwohnern lebst. Ansonsten sind die entsprechenden Gehälter etwas niedriger, da der Tarifvertrag zwischen diesen beiden unterschiedlichen Ortsgruppen unterscheidet.
Während im Tarifvertrag des ASAI und der Gewerkschaft ver.di nicht zwischen Berufseinsteigern mit oder ohne Masterabschluss unterschieden wird, ist im öffentlichen Dienst das Einstiegsgehalt als Bauingenieur mit Master grundsätzlich um fast 20 Prozent höher. Gemäß des Tarifvertrags des Bundes wirst Du als Bauingenieure mit Bachelorabschluss in der Regel Entgeltgruppe 10 zugeordnet, was einem monatlichem Bruttogehalt von rund 3.183 Euro im ersten Berufsjahr entspricht. Als Masterabsolvent wirst Du dagegen der Entgeltgruppe 13 zugeordnet und kannst demnach mit einem Einstiegsgehalt von etwa 3.783 Euro brutto rechnen. Diese Angaben gelten allerdings ausschließlich für den Tarifvertrag im Jahr 2018, denn in der Regel werden die Tarifverträge regelmäßig neu verhandelt und etwas erhöht.
Welche Faktoren beeinflussen das Bauingenieur Gehalt?
Sofern Du Dein Gehalt als Bauingenieur im öffentlichen Dienst beziehst, gibt es kaum Einflussfaktoren, die Deinen Verdienst beeinflussen. Lediglich Deine Qualifikation, also ob Du einen Bachelor- oder einen Masterabschluss beziehungsweise ein Diplom hast, sowie Deine Berufserfahrung spielen bei der Höhe Deines Bauingenieur-Gehalts im öffentlichen Dienst eine Rolle. Im Vergleich dazu gibt es einige zusätzliche Faktoren, die Deinen Verdienst als Bauingenieur in der freien Wirtschaft beeinflussen. Welche das sind stellen wir Dir in den folgenden Abschnitten vor.
Gehalt nach Bundesland
Beschäftigte in Westdeutschland verdienen grundsätzlich etwas mehr als Angestellte in Ostdeutschland. Das gilt wie für fast alle Berufe auch für Bauingenieure. Laut der Erhebung der Hans-Böckler-Stiftung lag das durchschnittliche Bauingenieur-Gehalt im Jahr 2016 bei rund 4.313 Euro brutto im Monat im Westen, aber bei nur 3.686 Euro im Osten. Demnach verdienten Bauingenieure in den neuen Bundesländern etwa 14,6 Prozent weniger als Bauingenieure in den alten Bundesländern.
Ein Faktor, der für die höheren Gehälter in Westdeutschland verantwortlich ist, ist der größere Anteil an Beschäftigten, die gemäß einem Tarifvertrag bezahlt werden. Denn während 2016 rund 49,7 Prozent aller Bauingenieure in Westdeutschland nach Tarif bezahlt wurden, waren es in Ostdeutschland nur 32,6 Prozent. Da das Bauingenieur-Gehalt in der Regel höher ist, wenn nach Tarif bezahlt wird, erklärt dies die höheren Durchschnittsgehälter im Westen.
Zu beachten ist dabei allerdings, dass beispielsweise der Tarifvertrag des ASAI und der Gewerkschaft ver.di eine etwas niedrigere Bezahlung von Bauingenieuren im Osten vorsieht. Genauer wird in den neuen Bundesländern ein Bauingenieur-Gehalt in Höhe von 95 Prozent der angegebenen Gehälter empfohlen. Zudem unterscheidet dieser Tarifvertrag auch zwischen zwei Ortsgruppen: Ortsgruppe I gilt für Betriebe die in Orten mit weniger als 100.000 Einwohnern ansässig sind, während Ortsgruppe II für Unternehmen in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern vorgesehen ist. Daran siehst Du, dass nicht nur die Unterscheidung zwischen Ost- und Westdeutschland, sondern auch die Differenzierung zwischen Stadt und Land auf Dein Bauingenieur-Gehalt Einfluss nehmen kann.
Gehalt nach Unternehmensgröße
Je größer das Unternehmen, desto höher die Bezahlung – diese Faustregel für die meisten Berufe in Deutschland. Die Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass das auch für Dein Gehalt als Bauingenieur gilt. Denn während Bauingenieure in Betrieben mit bis zu zwanzig Mitarbeitern im Schnitt 3.658 Euro brutto im Monat verdienten, waren es in Unternehmen mit 20 bis 50 Angestellten bereits 4.038 Euro. Am höchsten war das Bauingenieur-Gehalt in Betrieben mit mehr als 500 Mitarbeitern, dort betrug es rund 4.781 Euro brutto monatlich. Damit war der Bauingenieur-Verdienst in Betrieben mit mehr als 500 Mitarbeitern um über 30 Prozent höher als in Betrieben mit weniger als 20 Angestellten! Zu beachten ist dabei allerdings, dass die Mehrheit der Bauingenieure in Deutschland in kleineren Betrieben mit bis zu 100 Beschäftigten angestellt ist, nämlich knapp 58 Prozent. In großen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern waren dagegen nur rund 21 Prozent aller Bauingenieure angestellt.
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Kleine Unternehmen |
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€3.240 |
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Mittlere Unternehmen |
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€4.174 |
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Große Unternehmen |
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€5.052 |
Gehalt nach Geschlecht
Wie viele Ingenieurberufe ist auch das Bauingenieurwesen immer noch stark von Männern dominiert. In der Erhebung der Hans-Böckler-Stiftung waren demnach nur 21,3 Prozent aller Teilnehmer weiblich. Auch beim Bauingenieur-Gehalt schneiden Frauen schlechter ab: Sie verdienten im Schnitt nur 3.802 Euro brutto im Monat, während ihre männliche Kollegen mit rund 4.251 Euro brutto und damit 10,6 Prozent mehr Lohn nach Hause gingen.
Noch gravierender ist die Einkommensschere zwischen weiblichen und männlichen Bauingenieuren in der Erhebung der Bundesagentur für Arbeit: Dort wird das durchschnittliche Bauingenieur-Gehalt für Männer im Jahr 2017 mit 4.978 Euro brutto beziffert, während es für Frauen bei nur 3.953 Euro brutto und damit über ein Viertel niedriger liegt! Das Verhältnis zwischen den Teilnehmer hingegen war in der Erhebung der Bundesagentur für Arbeit gleich; auch bei dieser Studie waren 21 Prozent der teilnehmenden Bauingenieure weiblich.
Tipps für weibliche Bauingenieurinnen
Falls Du angehende Bauingenieurin bist solltest Du Dich von dem niedrigeren Durchschnittslohn für Frauen aber nicht verunsichern lassen! Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass die niedrigeren Einkommen von Frauen – bei gleicher Arbeit wohlgemerkt – meistens nur daran liegen, dass Frauen in Gehaltsverhandlungen unsicherer auftreten und sich selbst weniger zutrauen, wohingegen Männer eher dazu neigen, sich zu überschätzen. Geh also ruhig selbstbewusst in anstehende Gehaltsverhandlungen und fordere einen Lohn, der an der oberen Grenze des durchschnittlichen Bauingenieur-Gehalts liegt.
Außerdem ist es natürlich immer empfehlenswert, wenn Du so viele Bewerbungen wie möglich verschickst. Denn je mehr Bewerbungsgespräche Du führst, desto sicherer und routinierter wirst Du auftreten. Außerdem lohnt es sich für Gehaltsverhandlungen wenn Du vielleicht schon ein oder zwei Angebote in der Tasche hast und dann selbstbewusst einen hohen Lohn fordern kannst.
Im Schnitt verdienen Frauen 3.410 € pro Monat und Männer 3.628 € pro Monat. Damit verdienen Männer durchschnittlich 6% mehr als Frauen
Gehalt nach Berufserfahrung
Mehr Berufserfahrung bedeutet einen höheren Lohn, dieser Grundsatz trifft auch auf das Bauingenieur-Gehalt zu. Tatsächlich ist dies der einzige Faktor, der Dein Gehalt als Bauingenieur gleichermaßen mit und ohne Tarif beeinflusst. In den meisten Tarifverträgen ist eine regelmäßige Steigerung des Bauingenieur-Gehalts entsprechend der Berufserfahrung vorgesehen. Der Tarifvertrag des ASAI und der Gewerkschaft ver.di sieht beispielsweise vier Gehaltsstufen für die Entgeltgruppe T4 vor, der Du als angehender Bauingenieur in der Regel zugeordnet wirst. Dabei ist eine Gehaltserhöhung jeweils nach dem ersten, zweiten und dritten und dann wieder ab dem fünften Berufsjahr vorgesehen. In Ortsgruppe II beträgt das Bauingenieur-Gehalt dabei 3.162 Euro brutto im ersten Jahr und 3.715 Euro ab dem fünften Jahr. Zusätzlich sind Sonderzahlungen vorgesehen, sobald Du eine bestimmte Zeit lang bei dem gleichen Betrieb beschäftigt bist.
Außerdem kannst Du damit rechnen, neben den einzelnen Stufen gemäß der Berufserfahrung auch in den Entgeltgruppen aufzusteigen, da Du mit mehr Berufserfahrung in der Regel auch komplexere Aufgaben und mehr Verantwortung übernehmen wirst. In der nächsthöheren Entgeltgruppe T5 des ASAI-Tarifvertrags beträgt das Gehalt beispielsweise schon 4.520 Euro brutto ab dem fünften Berufsjahr in Ortsgruppe II. Auch in den Tarifverträgen des öffentlichen Diensts ist so eine regelmäßige Erhöhung des Bauingenieur-Gehalts entsprechend der Berufserfahrung vorgesehen.
Aber auch ohne Tarifvertrag kannst Du damit rechnen, dass sich Dein Gehalt als Bauingenieur erhöhen wird, je länger Du in Deinem Beruf tätig bist. Das zeigt die Studie der Hans-Böckler-Stiftung, die Löhne mit und ohne Tarifvertrag gleichermaßen berücksichtigt in ihrer Erhebung des Bauingenieur-Gehalts gemäß Berufserfahrung. Die Studie beziffert den Verdienst als Bauingenieur mit durchschnittlich 3.450 Euro brutto im Monat im ersten Berufsjahr, auf 4.323 Euro mit sechs bis zehn Jahren Berufserfahrung, und auf 4.501 Euro ab einer Berufserfahrung von mehr als 20 Jahren.
Schließlich ist für die Höhe Deines Bauingenieur-Gehalts auch entscheidend, ob Du in einer Vorgesetzten-Position tätig bist oder nicht. Das hängt natürlich ebenfalls mit Deiner Berufserfahrung zusammen, denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass Du bereits zu Beginn Deiner Karriere Personalverantwortung übernehmen wirst. Laut der Studie der Hans-Böckler-Stiftung lag 2016 der durchschnittliche Lohn von Bauingenieuren ohne Vorgesetztenposition bei rund 3.887 Euro brutto, während das Gehalt von Bauingenieuren mit Vorgesetztenposition im Schnitt bei 4.685 Euro brutto lag.
Gehalt nach Branche
Eine Rolle für die Höhe Deines Bauingenieur-Gehalts spielt außerdem, in welcher Branche genau Du tätig bist. Tatsächlich ist in der klassischen Branche des Bauingenieurwesens, also dem Bau, der durchschnittliche Lohn mit rund 4.033 Euro brutto im Monat am niedrigsten. In der Energie- und Wasserversorgung liegt das Gehalt als Bauingenieur dagegen bei 4.466 Euro brutto, und im Eisenbahnverkehr bei 4.380 Euro brutto. Am meisten verdienen Bauingenieure die in Chemie- oder Maschinenbau-Unternehmen tätig sind mit 5.233 beziehungsweise 5.227 Euro brutto. Bei diesen Zahlen ist aber wieder zu beachten, dass trotzdem der Großteil der Bauingenieure, nämlich 73,3 Prozent, im Bauwesen tätig ist. In der Energie- und Wasserversorgung waren gemäß der Hans-Böckler-Stiftung dagegen nur 5,4 Prozent der Bauingenieure tätig, und in den Chemie- und Maschinenbau-Branchen jeweils nur 1,3 Prozent.
Sonderzahlungen
Sonderzahlungen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld sind leider noch lange nicht der Standard in allen Unternehmen in Deutschland. Das zeigt sich auch im Bauingenieurwesen: Laut der Studie der Hans-Böckler-Stiftung erhielten im Jahr 2016 gut 55 Prozent aller Bauingenieure Weihnachtsgeld; und nur knapp über 39 Prozent der Beteiligten gaben an, Urlaubsgeld erhalten zu haben. Wie beim Bauingenieur-Gehalt allgemein hatte es auch bei den Sonderzahlungen einen positiven Einfluss, wenn die Befragten nach Tarif bezahlt wurden. So erhielten 71,2 Prozent der Bauingenieure die tariflich bezahlt wurden Weihnachtsgeld, aber nur 44,4 Prozent der Bauingenieure in Betrieben ohne Tarifbindung.
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