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Passt das zu mir?
Circa 12 Millionen Menschen in Deutschland haben eine Hörminderung. Und dabei handelt es sich nicht nur um alte Leute. Auf 1000 Kinder, die geboren werden, kommen beispielsweise zwei mit einer Hörbeeinträchtigung. Aber auch Unfälle, Tinnitus oder andere Ursachen können dazu führen, dass jemand nicht mehr vollständig hören kann. Wenn das Gehör beeinträchtigt ist hat das enorme Folgen auf die gesamte Kommunikationsfähigkeit eines Menschen und damit auf sein soziales Leben in all seinen Facetten. Hörgeräteakustiker oder Hörakustiker, wie der Beruf seit 2016 heißt, verhelfen mit modernster Technik Hörminderungen auszugleichen. Was Du in der Hörgeräteakustiker-Ausbildung lernst, welche Voraussetzungen Du mitbringen musst und welche Karrierepfade es im Anschluss gibt, zeigen wir Dir hier.
Wo kann ich eine Hörgeräteakustiker-Ausbildung machen?
Die duale Ausbildung als Hörgeräteakustiker absolvierst Du sowohl in den Handwerksbetrieben als auch in der Berufsschule. Lernorte sind daher:
- Dein Ausbildungsbetrieb
- die Bundesoffene Landesberufsschule für Hörgeräteakustiker in Lübeck
Bei anderen Handwerksberufen gibt es meist eine Berufsschule in der näheren Umgebung. Bei den Hörgeräteakustikern ist dies allerdings anders, denn hier existiert nur eine einzige Berufsfachschule in ganz Deutschland. Dies ist die Bundesoffene Landesberufsschule für Hörgeräteakustiker in Lübeck. Sie ist zuständig für die überbetriebliche Ausbildung, die Meisterausbildung sowie für berufsständische Fort- und Weiterbildung Hier wird auch eine duale Umschulung für Personen angeboten, die bereits eine Berufsausbildung mit einem passenden Inhalt absolviert haben. Außerdem wird auch ein Bachelor-Studiengang im Bereich Hörakustik angeboten, der als Präsenzstudiengang in Lübeck und in Betrieben stattfindet.
Umschulung
Wenn Du schon eine Berufsausbildung hast, kannst Du intern bei bestimmten Betrieben eine Ausbildung zum Hörgeräteakustiker machen. Besonders begehrt sind verwandte Berufe, wie Augenoptiker. Denn die betrieblichen Rahmenbedingungen sind ähnlich – nur das Sinnesorgan ist ein anderes. Mit inhaltlichen Schulungen wirst Du meist innerhalb eines Jahres geschult. Die Nachfrage ist so hoch, dass die Betriebe manchmal sogar mit dem Angebot der Kostenübernahme für die Umschulung um potentielle Quereinsteiger werben.
Mit unserer Ausbildungsplatzsuche kannst Du hier herausfinden, wo Du Dich überall für eine Hörakustiker-Ausbildung bewerben kannst!
Welche Voraussetzungen brauche ich für eine Hörgeräteakustiker-Ausbildung?
Schulische Voraussetzung
Für eine Ausbildung zum Hörgeräteakustiker wird rechtlich keine bestimmte Vorbildung vorgeschrieben. Die Betriebe stellen jedoch zu zweidrittel Bewerber mit mittlerem Bildungsabschluss oder Hochschulreife ein. Punkten kannst Du, wenn gute Leistungen in Mathe und Physik mitbringst.
Sonstige Voraussetzung
Für eine Hörgeräteakustiker-Ausbildung solltest Du ein freundliches und kommunikatives Auftreten haben.
Ausbildungsanfanger / innen 2016 (in %)
Wie lange dauert die Hörgeräteakustiker-Ausbildung?
Dauer: 3 Jahre.
Verkürzung Wenn Du schon eine abgeschlossene Berufsausbildung oder besonders gute Noten in der Berufsschule hast, dann kannst Du die Hörgeräteakustiker-Ausbildung verkürzen. Den Antrag stellst Du bei der Industrie- und Handelskammer, die mit Schule und Ausbildungsbetrieb die Entscheidung fällt. Die Schule rät allerdings dazu, die Ausbildung zum Hörgeräteakustiker nicht mehr als ein halbes Jahr zu verkürzen.
Wie hoch ist das Gehalt in der Hörgeräteakustiker-Ausbildung?
Die genauen Zahlen variieren von Betrieb zu Betrieb sehr stark. Deine Vergütung während der Ausbildung als Hörakustiker richtet sich danach in welcher Branche und in welcher Region Du beschäftigt bist. Im ersten Jahr Deiner Hörgeräteakustiker-Ausbildung liegt Dein Gehalt bei etwa 400 bis 520 Euro brutto. Im zweiten Lehrjahr bekommst Du zwischen 450 und 600 Euro im Monat und im dritten 490 bis 700 Euro brutto monatlich. Es gibt Beitriebe, die tariflich gebunden sind, wie zum Beispiel im Einzelhandel. Einige Ketten zahlen auch einheitliche Ausbildungsvergütungen nach einem Haustarifvertrag. Eine Vergütung nach Tarifen ist aber nicht die Regel. Dein Gehalt musst Du also meist klassisch verhandeln. Allgemein gilt dabei: in größeren Betrieben verdienst Du mehr als in kleinen und im Westen von Deutschland mehr als in den neueren Bundesländern in Ostdeutschland.
Verdienst in der Ausbildung als Hörgeräteakustiker
Wie läuft die Hörgeräteakustiker-Ausbildung ab?
Die Ausbildung zum Hörgeräteakustiker findet parallel im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule statt. Den Berufsschulunterricht besuchst Du an bestimmten Wochentagen oder in Blockform. Wenn Du in Blöcken lernst, dann bist Du während Deiner Ausbildung zum Hörgeräteakustiker insgesamt acht Mal für je einen Monat in der Berufsschule und wohnst in einem Internat. Die Berufsschule ist für alle Lehrlinge der Hörgeräteakustik in Lübeck – egal aus welchem Bundesland du kommst.
Am Ende des fünften Berufsschulblocks Deiner Hörakustiker-Ausbildung machst Du eine Zwischenprüfung. Die Teilnahme daran ist Voraussetzung für die Abschlussprüfung.
Nach Deinem achten Berufsschulblock steht in Deiner Ausbildung als Hörakustiker die Gesellenprüfung an. Auch hier gibt es eine theoretische und eine praktische Prüfung. In der Theorie wirst Du zum Beispiel in Audiologie, der Anpassung von Hörsystemen, technischen Grundlagen und Wirtschafts- und Sozialkunde geprüft.
Welche Inhalte hat die Hörgeräteakustiker-Ausbildung?
Als Hörakustiker arbeitest Du an der Schnittstelle zur Biologie, Physik, Technik und Medizin. Dieses Wissen kombinierst Du mit sowohl handwerklichem als auch kaufmännischem Geschick. Schon im ersten Ausbildungsjahr Deiner Hörgeräteakustiker-Ausbildung lernst Du alle diese Facetten des Berufes kennen. In den darauf folgenden Monaten Diner Ausbildung zum Hörgeräteakustiker verfeinerst und vertiefst Du nur noch die Methoden durch das immer größere Detailwissen, das Du Dir im Laufe der Ausbildung zum Hörgeräteakustiker aneignest und wendest sie immer selbstständiger im Betriebsalltag an.
Schulische Ausbildungsinhalte
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Biologie: Hier setzt Du Dich mit der Anatomie des Ohrs auseinander. Du lernst die Funktionen von Außen-, Mittel- und Innenohr kennen und lernst, was es mit den Kenndaten des Gehörs auf sich hat, zum Beispiel die Unbehaglichkeitsschwelle oder der Bereich des angenehmen Hörens. Außerdem setzt Du Dich mit Zusammenhängen zwischen Hörbeeinträchtigungen und Sprachvermögen auseinander.
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Physik: Hier lernst du akustische Größen wie Amplitude, Zeitintervall und Frequenz kennen. Auch die Funktionsweise elektronischer Hörsysteme wird dir vermittelt.
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Werken: Du übst Fräsen und Schleifen, um später aus gehärtetem Acryl Otoplastiken herzustellen.
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Mathematik: In Mathe lernst du verschiedene Messverfahren kennen sowie die Berechnung akustischer Größen.
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Deutsch: Deutsch vermittelt dir unter anderem Fähigkeiten im Schriftverkehr mit Kunden und Krankenkassen.
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Wirtschafts- und Sozialkunde: Auch kaufmännische Fähigkeiten werden in der Hörakustiker-Ausbildung geschult. So musst Du hörakustikspezifische Geschäfts- und Abrechnungen machen oder hörakustikspezifische Marketingaktionen an den Patienten bringen.
Betriebliche Ausbildungsinhalte
Was Du in der Schule lernst, sollst Du in Deiner Ausbildung als Hörakustiker direkt im Betrieb anwenden. Nun kannst Du zum Beispiel audiometrische Messungen, also Hörtests, durchführen und die verschiedenen Kenndaten des Gehörs von Patienten ermitteln, um so individuelle Hörprofile zu erstellen. Im Beitrieb lernst Du auch, wie Du Otoplastiken herstellst, den Maßohrenstücken eines Hörgerätes. Zuerst erstellst Du einen Abdruck. Mit einer Kanüle spritzt Du dafür eine Kunststoffmasse in den Gehörgang – am Anfang am Modell, später dann bei deinen Kunden. Neben dem Anfertigen von neuen Stücken reparierst Du Geräte und hältst sie in Stand. Aber auch Fächer wie Deutsch und Sozialkunde kannst Du im Betrieb praktisch einsetzen. Denn Du betreust und berätst die Kunden zu ihren individuellen Hörsystemen und erklärst Funktionsweise. Du bist mit Zulieferern in Kontakt, um beispielsweise Materialien und Geräte zu bestellen. Außerdem dokumentierst Du Patientendaten und machst die Abrechnung mit Krankenkassen.
Zusammenfassend lernst Du in Deiner Ausbildung zum Hörgeräteakustiker:
- den Aufbau und die Funktion des Ohres
- das Überprüfen von Hörsystemen
- die Durchführung von Hörtests
- Abformungen des äußeren Ohres herzustellen
- Menschen mit Hörminderung zu beraten
- Otoplastiken auszuarbeiten
- Hörsysteme einzustellen und anzupassen
In Deiner Hörakustiker-Ausbildung hast Du außerdem die Möglichkeit noch Zusatzqualifikationen zu machen.
Betriebsassistent im Handwerk
Wenn Du die Fachoberschul- oder Hochschulreife hast, kannst Du parallel zu Deiner handwerklichen Ausbildung zum Hörgeräteakustiker zusätzlich kaufmännische Kenntnisse erwerben. Neben den normalen Fächern hast Du dafür zusätzlichen Unterricht in Rechnungswesen oder Wirtschaftslehre. Am Ende absolvierst Du eine Prüfung zum Fachmann für kaufmännische Betriebsführung (HwO). Außerdem musst Du nachweisen, dass Du erfolgreich am Fremdsprachenunterrichts teilgenommen hast. Welche spezifischen Inhalte die Zusatzqualifikation genau hat, kann Dir Deine zuständige Handwerkskammer sagen.
Europaassistent
Wenn Du einen mittleren Bildungsabschluss hast, hast Du die Möglichkeit während der Ausbildung als Hörakustiker Deine interkulturellen Kompetenzen aufzubauen, Deine Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern und Dich fachlich - über die Erstausbildung hinaus - zu bilden. Zu Deinem normalen Unterricht hast Du zusätzliche Fächer wie Europäisches Waren- und Wirtschaftsrecht. Ein mehrwöchiges Praktikum im Ausland gehört außerdem dazu.
Wie sieht der Karrierepfad nach der Hörgeräteakustiker-Ausbildung aus?
Neben interner Schulungen durch Deinen Betrieb kannst Du Dich nach Deiner Hörakustiker-Ausbildung natürlich weiterbilden.
- Thematisch: Innerhalb der Hörakustik gibt es immer wieder Neuerungen. Um die beste Betreuung Deiner Kunden zu garantieren, solltest Du Dich immer auf den neusten Stand bringen. Themen können sein:
- medizinische, zum Beispiel das Thema Tinnitus
- technische, zum Beispiel Themen wie Perzentilanalyse (Optimierung der Hörsystemanpassung) oder computergestützte Fertigung von Otoplastiken
kaufmännische, zum Beispiel zum Thema Kundenkommunikation -und Beratungsgespräch
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Techniker: Wenn Du Dich schon während der Ausbildung zum Hörgeräteakustiker für die technische, handwerkliche Seite des Berufs interessiert hast, dann ist diese Weiterbildung eine Möglichkeit für Dich. Denn hier erwirbst Du Kenntnisse aus den Bereichen der Feinwerktechnik oder der Medizintechnik. Als ausgebildeter Techniker kannst Du am Ende als Produktentwickler oder direkt in der Herstellung arbeiten.
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Meister: Als Meister kannst Du selber Berufsanfänger ausbilden und hast die Möglichkeit, eine Filiale zu leiten oder Dich selbstständig zu machen. Die Weiterbildung kannst Du nach Deiner Hörakustiker-Ausbildung entweder in Vollzeit in 11 Monaten oder in Teilzeit über Intensivkurse absolvieren, die sich insgesamt über ein Jahr erstrecken.
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Audiotherapeut: Hier geht es um die Rehabilitation von Hörgeschädigten auf medizinischer, technischer, aber auch psychologischer und sozialer Ebene. Das Ziel ist es hörgeschädigten Menschen zu einem differenzierten Hören und Verstehen und damit zu einer verbesserten Kommunikation zu verhelfen und sie im Umgang mit ihrer Behinderung und beim Erwerb von aktiven Bewältigungsstrategien zu unterstützen.
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Pädakustiker: Pädakustiker sind Hörakustiker für Kinder. Für die kommunikative und soziale Entwicklung eines Kindes bist Du als Pädakustiker mit der Unterstützung von Hörsystem maßgeblich beteiligt. Die Weiterbildung ist komplex und erfordert Vorkenntnisse. Deshalb kannst Du sie nur machen, wenn Du schon drei Jahre Berufserfahrung oder einen Meister gemacht hast.
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CI-Akustiker: Wenn Du schon fünf Jahre Berufserfahrung hast, kannst Du Dich zum CI-Akustiker fortbilden. CI steht dabei für Cochlea Implantate. Das sind invasive Hörsysteme. Als Experte für diese Art von Hörsystemen bist Du technisch versiert, um für Deine Kunden eine optimale Nachbetreuung zu garantieren.
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Studium der Hörakustik: Wenn Du Fachabitur oder Abitur hast, kannst Du nach Deiner Ausbildung zum Hörgeräteakustiker auch studieren. Am Ende hast Du nicht nur einen Bachelor-Abschluss, sondern auch die theoretische Meisterprüfung in der Tasche. Damit bist Du, wie ein ausgebildeter Meister, dazu berechtigt ein Hörgeräte-Fachgeschäftes selbstständig zu führen.
Passt eine Hörgeräteakustiker-Ausbildung zu mir?
Die Entwicklungen innerhalb der Medizintechnik, zu der auch die Hersteller von Hörgeräten gehören, schreiten mit großen Schritten voran. Dementsprechend entwickeln sich auch die Anforderungen weiter, die an versierte Hörgeräteakustiker gestellt werden. Die Branche braucht also begabte Nachwuchsprofis. Im Gegensatz zu anderen Handwerksberufen ist die Frauenquote bei der Hörakustiker-Ausbildung besonders hoch. Aber ob Frau oder Mann – am Ende kommt es darauf an, dass Du diese Eigenschaften mitbringst, um erfolgreich eine Ausbildung zum Hörgeräteakustiker absolvieren zu können:
Merkfähigkeit
Bei sich schnell entwickelnder Technik wie in der Hörakustik musst Du Dich immer auf dem aktuellen Kenntnisstand halten und diesen dann in der individuellen Kundenberatung abrufen können.
Umstellungsfähigkeit
Gerade schleifst Du an einem Kleinteil da wirst Du im Verkaufsraum gebraucht – ein Kunde kommt. Du musst also sehr schnell von detailgenauer, konzentrierter Friemelarbeit an Hörsystemen zum freundlichen, sozialen Kundenkontakt wechseln.
Soziale Kompetenz
Du musst Deine Kunden über Leistungen und Kosten beraten, ihnen die Funktionsweise ihres Hörsystems erklären und auch bei Reklamationen freundlich bleiben.
Handwerkliches Geschick
Auf der Basis Deiner Messungen erstellst Du Modelle von Otoplastiken und fertigst sie an. Du arbeitest mit Werkzeugen der Fein- und Mikromechanik und Du baust Kleinteile beim Herstellen von Hörsystemen ein.
Technisches Verständnis
Du musst nicht nur die Funktionsweise von elektronischen Baugruppen verstehen und dem, was Du verkaufst und herstellst, sondern jene Hörsysteme auch warten und reparieren können.
Kaufmännische Befähigung
Als Hörakustiker bist Du auch Verkaufsmann. Du musst daher Preise von Hörsystemen kalkulieren, Kundengespräche führen, geeignete Marketingstrategien und Werbemaßnahmen identifizieren und diese einsetzen.
Durch die fortschreitende Technik wird es in Zukunft noch genauere und bessere Lösungen für die Kunden geben, weshalb auch die Nachfrage bestehen bleibt, nicht nur für die wachsende Generation älterer Menschen. Mit einer Ausbildung als Hörakustiker hast Du also gute Zukunftsaussichten. Außerdem lernst Du in der Hörakustiker-Ausbildung nicht nur, wie Du technisch Menschen zu besserem Hören verhilfst, sondern Du unterstützt sie vor allem darin, am sozialen Leben teilzuhaben.